Günther, Edeltraut

Auf Beobachtungsposten

Gegenüber meinem Krankenhausbett hängt ein Bild an der Wand.

Ein etwas stilisierter Baum steht einsam auf einer Waldeslichtung am Hang. Dahinter schiebt sich durch ziehende Wolken der fast volle Mond hervor.

Aber der Baum hat Gäste. Auf einem kleineren Ast sitzt eine Schleiereule dösend und trotzdem wach, während gerade auf einen etwas dickeren Arm des Baumes eine Katze gesprungen ist.

Wie sich diese spannende Begegnung weiter entwickelt, möchte ich gern ergründen, denn beide sind nachtaktive Tiere.

Ich mache mich also auf, zu nachtschlafender Zeit in das Bild einzusteigen und die beiden Baumgäste – aus sicherer Entfernung – zu belauschen und zu beobachten.

Schon lange wollte ich einmal den Wald erleben, wie er sich nachts „anfühlt“, mit allen seinen Geräuschen, die man am Tag nicht wahrnimmt, denn nachts hört sich vieles anders an.

Vielleicht ist dann auch die Stille des Waldes, in der man nur das leise Rauschen der Bäume in den Wipfeln hört, zur Waldesruhe geworden. Die Natur hält keinen Schlaf, - vielleicht hält sie eine Ruhezeit. –

Als ich wenig später den Wald betrete, spüre ich, dass jetzt für den Wald nur eine andere, vielleicht viel spannendere Zeit angebrochen ist, die mit der Dunkelheit beginnt.

Ganz leise betrete ich die Lichtung am Hang und pirsche mich vorsichtig, um kein unnötiges Geräusch zu machen, in die Nähe des Baumes, wo ich mich inter einem kleinen Busch etwas verbergen kann. Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass ein Steinchen bergab rollt und ein trockener Zweig knackt, als ich darauf trete.

Der fast volle Mond kommt gerade hinter einer kleinen Wolke hervor, als ich die beiden, die Schleiereule und die Katze auf diesem alleinstehenden Baum entdecke, die sich abschätzend gegenseitig beobachten. Sie sind ja nicht direkt Feinde, aber sie scheinen sich zu akzeptieren.

Ich mag Katzen gern, eine lebt seit acht Jahren als meine Gefährtin bei und mit mir. Aber auch Eulen sind faszinierende Tiere mit ihrem hübschen Gesicht und ihren verständigen Augen. Beide sind nächtens unterwegs und beide scheinen in ihrem Jagdtrieb Mäuse zu bevorzugen.

Auch wenn die Eule zeitweise ein Auge geschlossen hat, ist sie hellwach und hat sogar ihren Rundumblick, weil sie als einziges Tier ihren Kopf um 180 Grad drehen kann.

Die Katze dagegen – man kann es ihr ansehen – ist angespannt, von der zuckenden Schwanzspitze bis zu den messerscharfen Krallen, ihre Erregtheit und Wachsamkeit zeigen auch die nach vorn aufgestellten Ohren.

Über und unter dem Laub des Waldbodens krabbelt so manches Getier, das ein leises Rascheln verursacht, Käferlein, Igel und viele andere, die gern den sonnigen Tag verschlafen und jetzt auf Futtersuche sind, denn Hunger tut weh.

Wer hat denn nun als Erster das Mäuslein entdeckt, das sich in Sicherheit glaubte, als es seinen Familienbau ausgeschlafen verlies. Es rieb sich noch den Schlaf aus den Äuglein und kratzte sich am Bauch, denn dort juckte gerade das Fell.

Die Katze wie auch die Eule haben beide scharfe Augen und können auch in der Dunkelheit – und besonders jetzt im Mondlicht – sehr gut sehen. Die Katze in ihrem Spieltrieb hat das Mäuslein sofort entdeckt und überlegt gerade, ob sie vor der Mahlzeit nicht noch ein anregendes und aufregendes Spielzeug wäre, während ihr schon das Wasser im Mäulchen zusammen läuft und sie sich genüsslich mit der Zunge von beiden Seiten die Schnauze leckt.

In diesem Augenblick löst die Schleiereule ihre Krallen vom Ast, auf dem sie sitzt und schießt wie ein Pfeil mit der ganzen Wucht ihres Körpers auf den Punkt zu, auf dem das Mäuslein aufgetaucht war!

Mit ihrem messerscharfen Schnabel zerfetzt die Eule das zarte Fell der Maus!

Doch just in diesem Moment setzt auch die Katze zum Sprung an, so dass beide, die mit den Flügeln um sich schlagende Eule und die Katze zu einem raufenden Knäuel aufeinander treffen.

Eigentlich sind sie keine Konkurrenten, die Eule und die Katze, denn die Eule ist eher ein Tier des Waldes, während die Katze, die sich eher den Menschen angeschlossen hat, nur gern mal durch den Wald schleicht, in ihrem Jagdtrieb voller Lust auf Abenteuer. Denn trotz ihres langen Kontaktes mit den Menschen als Schmusetiger, ist sie doch ein wildes Tier geblieben.

Bei dem Zusammentreffen stiebt das Laub auf, es raschelte gewaltig, denn nur einer kann der Sieger sein, in diesem Kampf auf Leben und Tod!

Mit voller Kraft reißt die Katze an der Maus, doch trotz aller Anstrengung kann sie nur den Schwanz, den sie eigentlich nicht so gern mag, mit nur einem Häppchen Fleisch erringen. Zerknirscht, mit eingezogenem Schwanz schleicht sie den menschlichen Behausungen zu.

Die Eule ist mit dem größten Stück der Maus in der Höhle des alten Baumes verschwunden, wo sie von dem Braten häppchenweise abbeißt und ihr vor Hunger fiependes Kind füttert.

Auf diese Weise haben beide ihre Erfahrungen gemacht.

Im Wald sind Nacht für Nacht so viele Ereignisse zu beobachten, dass jeder naturliebende Mensch, der mit offenen Augen durch die Welt geht, erkennt, dass jede Kreatur ihren eigenen Lebenskampf hat, dem sie sich stellen und den sie Tag für Tag bewältigen muss.

Trails

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Mihi quidem Antiochum, quem audis, satis belle videris attendere. Hanc igitur quoque transfer in animum dirigentes.

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Tamen a proposito, inquam, aberramus. Non igitur potestis voluptate omnia dirigentes aut tueri aut retinere virtutem.