Link, Elke

Die Katze

 

Es war heute Morgen noch ziemlich dunkel draußen, nur ein schwacher, langsam heller werdender Lichtschimmer, der durch die Gardine lugte, versuchte, ganz vorsichtig, den beginnenden Tag anzukündigen.

 

„Du kannst noch ein paar Minütchen liegen bleiben“, beruhigte mein Gewissen meine noch müden Glieder.

 

Hinter dem Kopfteil meines Bettes stand das Fenster ein wenig offen, und ein kaum spürbarer Windzug wehte durchs Zimmer. Meine zwei kleinen Hunde „hatten vergessen“ die Türe zu schließen, als sie zur Türe hinein geflitzt kamen, um zu mir unter die Bettdecke zu kriechen.

 

Diese kurze Zeit – morgens – genieße ich sehr. Draußen wird es allmählich hell, noch kein Mensch ist unterwegs. Außer dem Zeitungsmann, der, so früh morgens, mit seinem Auto von Haus zu Haus fährt, und mit leisen Schritten versucht, im knirschenden Schnee keine Geräusche zu verursachen, hört man niemanden.

 

„Aha, es hat wieder geschneit"“, dachte ich noch im Halbschlaf.

 

Von einer zur anderen Sekunde war ich hellwach. Ich hörte draußen, nicht weit von meinem Fenster entfernt, ein grausames Angst erregendes, panikartiges Zwitschern.

 

In der gleichen Hundertstelsekunde spürte ich ein Rascheln unter meiner Bettdecke, meine „zwei Süßen“ spitzten ihre Öhrchen und saßen kerzengerade neben mir, mit dem auffordernden Blick – sofort was zu tun. Das Bellen verkniffen sie sich, weil sie auf meine Reaktion warteten, die ich mir – meiner Ohnmächtigkeit sicher – verkniff.

 

Ich wusste sofort, was los war.

 

Die Katze ...

 

Ein jämmerliches, verzweifeltes Vogelgeschrei, welches nach wenigen Sekunden, die mir niemals reichen konnten einzugreifen, folgte.

 

Die Katze ...

 

Es machte mir keinen Spaß mehr, noch weiter im Bett liegen zu bleiben.

 

Mit furchtbar miesem Gefühl schritt ich langsamen Schrittes die Treppe hinunter und öffnete der Katze die Tür, die mit unschuldigem Blick davor saß und darum bat, hereingelassen zu werden.

 

Sicher … war es nicht meine Katze!