Wassmann, Arndt

Drei Stadien bis zum Tod

 

Mindorium! Wieso ausgerechnet Mindorium!?

 

Vynla Baring hieb wütend gegen die Wand ihrer kahlen Zelle. Ja, sie hatte Probleme mit dem Antrieb ihres Raumfrachters gehabt. Ja, sie hatte notlanden müssen. Und ja, sie hatte sich diesen Planeten hier selbst ausgesucht. Aber doch nur, weil er als einziger in Reichweite lag!

 

Mindoriumschmuggel! Unterstützungen für die Dalesische Front! Verschwörung gegen den Erzregenten von Maris III! Dies waren die Anklagepunkte, derentwegen sie hier saß. Dabei wusste sie überhaupt nicht, wer diese Herrscher und Armeen waren, geschweige denn, wer gegen wen kämpfte oder warum! Sicher, die Außenhandelsbestimmungen von Maris III waren für jeden frei zugänglich. Das hatte sie schon bei ihrer Verhaftung zu hören bekommen. Und wenn sie die Absicht gehabt hätte, hier Handel zu treiben, so hätte sie bestimmt auch einen Blick darauf geworfen. Aber bei einer Notlandung?!

 

Was konnte sie denn dafür, wenn irgendwelche Aufständischen ihre Waffen ausgerechnet aus Mindorium fertigten?!

 

Doch all das hatte hier bisher niemanden interessiert. Stattdessen immer wieder dieselben Fragen: Wer ihre Kontaktleute bei der Dalesischen Front waren, warum sie als Auswärtige den Erzregenten hasse, sogar, ob sie irgendwelche obskuren Götter der Rebellen anbete, deren Namen sie schon längst wieder vergessen hatte. Und nach dem zweiten, dritten Verhör immer wieder die Frage, warum sie sich so standhaft weigere, die Wahrheit zu offenbaren.

 

Vynla hieb so fest gegen die Wand der Zelle, dass ihre Hand schmerzte. Doch es war nicht der Schmerz, der Tränen in ihre Augen trieb. Es war die Verzweiflung. Man hatte ihr sehr schnell gesagt, welche Strafe auf ihre angeblichen Verbrechen stand – und dass Kriegsrecht herrschte: schnelle Verfahren, nur eine Instanz, direkte Vollstreckung.

 

Gestern hatte ihr Prozess stattgefunden. Sie hatte alles erklärt, alles dargelegt, immer wieder auf die Notlandung verwiesen.

 

Jetzt harrte sie des Urteils, und jeder verstreichende Augenblick war eine Qual.

 

 

 

Das Kraftfeld ihrer Zelle öffnete sich. Ein Gerichtsdroide schwebte herein und scannte sie. Vynla kannte die Prozedur schon. Es spielte zwar offenkundig keinerlei Rolle, ob man Unschuldige verhaftete, verhörte und verurteilte, doch Verwechslungen wurden peinlich genau verhindert.

 

„Identität bestätigt, Vynla Baring“, begann die emotionslose Stimme des Droiden. „Angeklagt gemäß Paragraphen 8, 17 und 21 des marisischen Kriegsrechts. Sämtliche Anklagepunkte einschließlich der von Ihnen vorgebrachten Verteidigung wurden eingehend geprüft.“

 

Vynlas Herz schlug schneller. Sie schöpfte Hoffnung. Wenn man tatsächlich ihren Frachter begutachtet hatte, konnte es doch nur ein einziges Urteil für sie geben!

 

„Anklage gemäß Paragraph 8 – Mindoriumschmuggel: Einfuhr von Mindorium nach Maris III: nachgewiesen.

 

Anklage gemäß Paragraph 17 – Unterstützung terroristischer Gruppen: Landung im Rebellengebiet kurz vor Befreiung durch marisische Truppen: nachgewiesen.“

 

Vynla musste sich zusammennehmen, nicht auf den Droiden loszugehen. Natürlich waren diese Anklagepunkte nachgewiesen! Was für einen Zweck hätte es auch gehabt, das Offensichtliche zu leugnen?

 

Unbeteiligt fuhr der Droide fort: „Anklage gemäß Paragraph 21 – Verschwörung gegen den Erzregenten: keine hinreichenden Belege nachweisbar.

 

Prüfung von Rechtfertigungs- und Schuldausschlussgründen: Defekt an der primären Antriebseinheit des von marisischen Truppen aufgebrachten Raumfrachters: nachgewiesen.“

 

Die Pilotin atmete auf. Endlich! Endlich glaubte man ihr! Doch zu ihrem Entsetzen sprach der Droide weiter: „Intentionales Eigenverschulden durch Vynla Baring kann nicht ausgeschlossen werden.

 

Unabhängig davon wäre aufgrund des technischen Zustands des Frachters sowohl eine Landung im benachbarten Kirasystem, eine Zurkenntnisnahme der Außenhandelsbestimmungen von Maris III sowie nachfolgend eine Information der planetaren Handelsbehörde möglich gewesen.

 

Vynla Baring wird daher gemäß Paragraph 12 Ausführungsverordnung zum marisischen Kriegsrecht exekutiert.

 

Laut Paragraph 9 der ergänzenden Sonderverordnung für Auswärtige erhält Vynla Baring die Wahl zwischen fünf interplanetar gängigen Exekutionsformen. Das Auswahlformular wird der Verurteilten zwölf Stunden nach Urteilsverkündung ausgehändigt.“

 

Von den letzten Sätzen des Roboters hatte die Pilotin schon nichts mehr mitbekommen. Sie würde sterben. Keine Berufung, keine Begnadigung, keine Ausnahme. In zwei Wochen war ihr neunundzwanzigster Geburtstag. Ein Geburtstag, den sie nicht mehr erleben würde.

 

War es Tag? Nacht? Vynla wusste es nicht zu sagen. Nichts drang in ihre Zelle, was irgendeinen Hinweis auf die Zeit bot. Sie hatte geschlafen, geträumt: dass sie auf einem unbedeutenden Planeten wegen eines lächerlichen Verbrechens zum Tode verurteilt wurde. Doch leider hatte der Traum nicht mit dem Erwachen geendet.

 

Sie konnte, wollte es noch immer nicht fassen – ein Todesurteil? Das konnte doch nicht wirklich geschehen! Jeden Augenblick musste jemand kommen und diesem schrecklichen Scherz ein Ende setzen. Jeden Augenblick!

 

Aber es kam niemand. Nun, zumindest niemand Wirkliches. Nur der Gerichtsdroide erschien wieder und legte ein Blatt auf den Boden.

 

Wäre es nicht um ihr eigenes Leben gegangen – sie hätte lachen müssen. War es wirklich eine Gnade oder nicht viel eher die grausamste Art von Folter, selbst über die Art des eigenen Todes entscheiden zu müssen? Obwohl sie die wenigen Sätze wieder und wieder las, drangen sie einfach nicht zu ihrem Verstand durch. Ihr Geist weigerte sich schlicht-weg, solch eine Entscheidung zu treffen, hätte es doch bedeutet, den eigenen Tod zu akzeptieren.

 

Stattdessen saß sie einfach nur da und starrte auf das Blatt in ihren Händen, während Gedankenfetzen vorüberzogen, kurz aufblitzten und dann ungedacht wieder verschwanden.

 

„Hallo?! Hören Sie mich?“

 

Vynla fuhr zusammen, als sie eine Hand spürte, die ihre Schulter rüttelte. Sie blickte auf. Im fahlen Licht der Zelle stand ein Mann.

 

Er überragte sie um mindestens einen Kopf. Die helle Haut seines fein geschnittenen Gesichts stand in deutlichem Gegensatz zu seinen kurzen, dunklen Haaren. Er trug eine Uniform, die ihr hier bisher noch nicht aufgefallen war.

 

War dies ihr Henker?

 

Die Pilotin wich in eine Ecke ihrer Zelle zurück und verbarg ihr Gesicht in den Händen, so als könnte sie damit die Realität aussperren.

 

Wo war ihr Mut geblieben? Die Entschlossenheit, die ihr bereits aus so vielen Gefahren geholfen hatte? Vielleicht ebenso eingesperrt wie sie selbst, vielleicht schon längst hingerichtet.

 

„Können wir uns das Weinen, das Winseln um Gnade und die aufrichtige Beteuerung Ihrer Unschuld sparen? Es kostet nur Zeit und führt zu nichts.“ Die Stimme klang weder wütend noch böse, eher erschreckend neutral. „Ich bin über Ihren Fall informiert, ebenso über die bevorstehende Exekution – und ich würde es ausgesprochen begrüßen, wenn Sie mich nun endlich anschauten, während ich mit ihnen spreche.“

 

Vynla nahm all ihre Kraft zusammen, schüttelte die Panik ab, die sie hatte erstarren lassen. Vor ihr stand ein Mensch, kein Droide – und er fragte sie zumindest nicht nach ihrer Lieblingstodesart. Vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren …

 

Die Pilotin wischte sich die Tränen aus den Augen und blickte zu ihm auf.

 

„Schon besser. Und jetzt hören Sie genau zu, es ist eine einfache Entscheidung. Viel einfacher als diese hier.“ Er deutete auf das Formular zu ihren Füßen. „Denn es gibt nur zwei Optionen: Sie sterben mit Sicherheit oder Sie sterben vielleicht.“

 

Wer war dieser Mann? Konnte er tatsächlich die Entscheidung des Gerichts aufheben? Oder gehörte er etwa zu den Rebellen und …

 

Lächerlich! Und unwichtig. Vynlas Verstand begann langsam wieder zu arbeiten: All dies spielte keinerlei Rolle.

 

„Was hat es mit dem Vielleicht auf sich?“, fragte sie.

 

„Gute Frage“, lachte der Mann, „leider werde ich sie Ihnen nicht beantworten können. Nun, zumindest nicht umfassend.“ Dennoch schien der seltsame Besucher nun gesprächiger zu werden. Offenbar genoss er die Situation. Wieviele Gefangene hatte er wohl bereits vor diese Wahl gestellt, die keine war?

 

Vynla zwang ihre Gedanken zurück auf die Situation. Im Augenblick ging es nur um sie – und um ihren unmittelbar bevorstehenden Tod.

 

„Ich wähle das Vielleicht.“

 

Wieder lachte der Mann. „Nicht ganz so hastig, Fräulein Baring.“

 

So hatte sie schon lange niemand mehr genannt, eigentlich noch nie. Aber mochte er sie nennen, wie er wollte – solange sie nur dieser Zelle entkam!

 

„Nun“, fuhr er fort, „die Freiwilligkeit Ihrer Entscheidung ist bei dieser Angelegenheit ein recht bedeutsamer Punkt.“

 

Freiwilligkeit?! Sie saß in einer Todeszelle, und er bot ihr die Hoffnung auf Leben. Wie freiwillig konnte denn da eine Entscheidung sein?

 

Doch sie schwieg und blickte ihn weiterhin an. Die feinen Linien seines Gesichts und die wohlmodulierte Stimme … Wenn er jemanden folterte, dann sicher nicht aus tumber Brutalität – sondern höchstens, weil er es genoss.

 

„Wofür soll ich mich also freiwillig entscheiden?“

 

„Sie können dem marisischen Volk dienen, ein hehres Ziel unterstützen und Ihre Verfehlungen gegen den Erzregenten wettmachen.“ Ein Lächeln umspielte bei diesen Worten seine Lippen. „Nun, vielleicht sollte ich derlei Scherze nicht im Angesicht des Todes machen. Allerdings – eventuell ist es ja das letzte Mal, dass Sie etwas zu lachen haben.“

 

Vynla ballte ihre Fäuste. Am liebsten wäre sie auf diesen Mistkerl losgegangen. Doch er war wohl tatsächlich ihre letzte Chance auf Leben. Und zumindest fühlte sich Wut deutlich besser an als Verzweiflung.

 

Ihr Besucher zog ein Blatt Papier aus seiner Uniform. „Mit Ihrer Unterschrift erklären Sie sich bereit, an einem Experiment teilzunehmen. Art, Dauer und Zielstellung tun nichts zur Sache. Es erwarten Sie Schmerz, Leiden und Qual. Dies ist eine Gewissheit. Ihr Tod hingegen ist zwar wahrscheinlich, jedoch ungewiss.“

 

Er reichte ihr das Blatt, auf dem nur wenig mehr stand als was er ihr gerade mitgeteilt hatte.

 

„Nun, Fräulein Baring, wofür entscheiden Sie sich?“

 

Welche Entscheidung denn? Wer würde den sicheren Tod dem wahrscheinlichen vorziehen? Vielleicht tatsächlich die Rebellen. Wer überzeugt genug war, würde wohl lieber sterben als seinem Feind zu helfen.

 

Sie wusste nichts über diesen Planeten, wer hier lebte, wer hier kämpfte, wer die Guten und die Bösen waren – und ob es überhaupt Gute gab. Sie wusste nur, dass sie alles tun würde, um am Leben zu bleiben, so winzig die Chancen auch sein mochten.

 

„Soll ich mit Blut unterschreiben?“

 

„Jetzt, wo Sie es sagen. Nur die Wenigsten haben so viel Sinn für Stil. Ein Blutpakt um Ihr Leben. Sehr schön.“

 

Vynla ergriff eine glänzende Nadel, die ihr der seltsame Besucher entgegenhielt. Hätte sie nicht einfach still sein können? Aber nun war es ohnehin egal.

 

Ein Stich in den Finger, der Abdruck ihres blutenden Daumens auf dem Papier. Dann blieb sie wieder allein in ihrer Zelle zurück.

 

 

 

Langsam öffnete Vynla die Augen. Alles um sie war weiß: die Wände, der Boden, das lange Hemd, das sie trug. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie auf einem Bett lag, die Hände am Rahmen fixiert, sodass sie sich kaum rühren konnte. Unerfreulich, aber kein Grund zur Panik. Immerhin lebte sie noch.

 

Aber wo war sie? Ihre Erinnerungen bestanden nur aus Schwärze, wenn sie an die letzten Stunden – oder Tage? – zurückdenken wollte: der seltsame Besucher, die Unterschrift aus Blut, der Droide, der ihr etwas zu Essen gebracht hatte, was sonst wohl die Henkersmahlzeit gewesen wäre. Dann …

 

Natürlich, das Essen. Man hatte sie betäubt, hierher gebracht, sie umgezogen und festgeschnallt. Na, hervorragend! Insbesondere, weil sie fühlte, dass es außer dem Hemd nichts anderes mehr gab, was ihren Körper bedeckte. Allerdings – sie konnte überhaupt noch etwas fühlen. Sie lebte! Fragte sich nur, wie lange noch.

 

Wie als Antwort auf ihre Gedanken öffnete sich die Tür des Zimmers mit einem leisen Zischen.

 

„Guten Morgen, Fräulein Baring.“ Er natürlich, wer sonst! „Wie ich sehe, sind Sie wohlauf.“

 

„Sicher. Und Sie haben sogar dafür gesorgt, dass ich nicht aus Versehen aus dem Bett fallen kann“, sagte sie mit sarkastischer Stimme. „Bestimmt werden Sie mir auch gleich noch dieses störende Hemd entfernen – aus rein wissenschaftlichen Gründen natürlich.“

 

Ihr – was auch immer er nun war – lachte. „Es freut mich, dass Sie Ihren Humor nicht verloren haben. Und in früheren Jahren – ja, vielleicht hätte ich da genau dies getan – aus rein wissenschaftlichen Gründen natürlich. Aber ich glaube, so viel Verständnis für meine Arbeit würde meine Frau dann doch nicht aufbringen.“

 

Mistkerl! Elender Mistkerl!

 

„Aber bevor wir über Ihre Kleidungsvorlieben sprechen, einige Informationen, die vielleicht wichtiger sind: Sie befinden sich auf einer orbitalen Forschungsplattform. Außer einigen Rettungskapseln, deren Kurs fest auf Maris III programmiert ist, befinden sich hier keinerlei Raumfahrzeuge. Ein Fluchtversuch wäre also in jedem Fall nur von einem sehr bescheidenen Erfolg gekrönt.“

 

Sie hasste ihn! Seine Art, sie genüsslich zu quälen, ihr die eigene Hilflosigkeit vor Augen zu führen. Aber hatte er ihr nicht auch das Leben gerettet? Ja, doch wahrscheinlich nur, um es ihr bald wieder zu nehmen.

 

„Der zweite Punkt betrifft die Freiwilligkeit, über die wir ja schon gesprochen hatten. Dabei ist dies eher eine mentale als eine juristische Angelegenheit. Im Interesse der Forschung, vor allem aber in Ihrem eigenen Interesse möchte ich Sie darauf hinweisen, dass sämtliche Probanden, die der Meinung waren, keine Freiwilligen zu sein, das Leben hier als einen sehr … vorübergehenden Zustand erlebt haben.“

 

So langsam verstand sie, auch wenn es nichts mehr änderte. „Werden deswegen auf Maris III unschuldige Händler zum Tode verurteilt? Weil gefangene Rebellen zu schnell sterben?“

 

Der Besucher trat an den Rand ihres Bettes und blickte auf sie herab.

 

„Ein wacher Verstand. Sehr schön, wenn auch nur zur Hälfte richtig. Ihre böswilligen Unterstellungen gegenüber der marisischen Justiz zumindest sind zwar naheliegend, jedoch falsch.“

 

Er ging zur Tür, wandte sich jedoch noch einmal um. „Die Behandlung beginnt in Kürze. Vergessen Sie meine Worte nicht. Und um all dies hier ein wenig persönlicher zu gestalten: Nennen Sie mich Dunlis. Ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis ist oft entscheidend für die Genesung.“

 

Vynla ballte ihre Fäuste. Von wegen vertrauensvoll! Das Einzige, worauf sie vielleicht noch vertrauen konnte, war ihr baldiger Tod. Und doch fühlte sich alles hier anders an als im Gefängnis. Sicher, sie war hier ebenso gefangen. Sicher, auch hier hatte die Gerechtigkeit kläglich versagt. Der entscheidende Unterschied war die Hoffnung, jenes winzige Fünkchen Hoffnung, dass gerade sie es war, die vielleicht überlebte. Und an diese Hoffnung würde sie sich bis zu ihrem letzten Atemzug klammern.

 

Im Gefängnis war die Pilotin verzweifelt gewesen, weil ihr ganzes Leben vor ihren Augen zu Asche zerfallen war. Doch jene Verzweiflung war nun Hass gewichen. Hass auf diesen sadistischen Arzt, falls er überhaupt Arzt war, Hass auf seine selbstgefällige Art, Hass auf seine boshaften Scherze. Hass, der aus der Asche ihres Lebens wieder Glut werden ließ. Wenn es an ihrem Willen, ihrer Einstellung lag, ob sie überlebte – und genau das hatte er ja angedeutet! – dann standen ihre Chancen gar nicht schlecht. Denn nur, wenn sie überlebte, konnte sie Dunlis töten!

 

Die Injektion hatte sie kaum gespürt. Nur ein kleines Pflaster erinnerte noch daran. Was sie jedoch spürte, waren die Folgen. Schon als die Gestalt im weißen Schutzanzug ihr Zimmer betreten hatte, war ihr klar gewesen, dass dies vielleicht der Anfang vom Ende war. Hinter dem Glas des Gesichtsfensters hatte sie Dunlis erkannt, vielleicht sogar etwas wie Bedauern in seinen Augen gesehen. Nun wusste sie auch, warum: Wellen aus Hitze und Kälte durchfluteten ihren Körper, und ihre Haut fühlte sich an, als stießen Millionen glühender Nadeln bis tief ins Fleisch. Vielleicht war es gut, dass sie nunmehr komplett an das Bett geschnallt war. Vielleicht hätte sie sich sonst die eigene Haut vom Körper gerissen. Nein, dachte die Pilotin in einem der wenigen klaren Momente, die ihr der Schmerz ließ – nicht vielleicht!

 

Ein weiterer Besuch Dunlis´ im Schutzanzug, eine weitere Injektion, dann nur noch Schwärze.

 

Vynla öffnete die Augen. Wie lange hatte sie geschlafen? Sie fühlte sich … erholt, sofern man sich als Gefangene denn wirklich erholen konnte. Einige ihrer Fesseln waren verschwunden. An ihrer statt blickte sie auf Kabel und Sensoren. Mit dem Bett jedoch war sie immer noch fest verbunden.

 

Erst jetzt realisierte sie, dass keine Schmerzen sie mehr quälten, kein Brennen sie mehr folterte. Stattdessen war ihre Haut von tiefblauen Pusteln übersät, die kaum einen Millimeter unbedeckt ließen: Gerische Pocken!

 

Vynla ließ ihren Kopf auf das Kissen zurücksinken und weinte. Da war sie wieder, die Verzweiflung, die sie so fürchtete. Dies hätte genauso gut ein sechstes Kästchen auf dem Exekutionsformular des Droiden sein können: Wie möchten Sie sterben? Gerische Pocken.

 

Nur, dass sie jedes andere Kästchen vorgezogen hätte.

 

Gerische Pocken, eine Krankheit, die so qualvoll zum Tode führte, dass fast jeder in der Galaxis sie kannte und fürchtete. Entstehung: unbekannt, Verlauf: tödlich, Behandlung: nicht existent.

 

Eine Gestalt im weißen Schutzanzug unterbrach ihre Überlegungen.

 

„Guten Morgen. Schön, Sie wohlauf zu sehen.“

 

Die Fesseln schnitten schmerzhaft in Vynlas Handgelenk, als sie sich losreißen und Dunlis erwürgen wollte.

 

„Na, na, na, Sie wollen sich doch nicht verletzen, jetzt, da sie Stadium I so bravourös überstanden haben.“

 

Richtig, drei Stadien. Wer Glück hatte, starb im ersten.

 

„Sie … Sie …“ Die Pilotin versuchte zu sprechen, doch ihr Hals war wie ausgetrocknet.

 

„Wie wäre es als Ergänzung zu Ihren Nährstoffinfusionen mit einem kühlen Iluvischen Ale? Oder haben Sie Angst, dass es Ihrer Gesundheit schadet?“

 

In diesem Moment wusste Vynla schlichtweg nicht, ob sie lachen oder ihrem Peiniger nicht wieder und wieder die Flasche auf den Schädel schlagen sollte, die er ihr an den Mund hielt. Doch, natürlich wusste sie es, aber die Fesseln hinderten sie daran.

 

Stattdessen öffnete sie den Mund und ließ die kühle Flüssigkeit genüsslich ihre Kehle hinabrinnen. Jeder der Rebellen hätte Dunlis wohl damit angespuckt. Aber zu denen gehörte sie nun einmal nicht. Sie wollte nur leben, auch, wenn es darauf keine Aussicht mehr gab.

 

Ein abstruses Bild begann durch ihren Geist zu wandern: Sie auf dem Sterbebett mit einer Flasche Iluvischem Ale, die Trivideokamera der Werbeabteilung auf sie gerichtet, wie sie sagte …

 

„Nur das Beste für Dein letztes Ale!“, bemerkte Dunlis grinsend.

 

Vynla prustete, als sie den Satz hörte. Genau! Genau das war ihr auch gerade in den Sinn gekommen! Und jetzt lachte sie tatsächlich. Sie wollte es nicht, versuchte es zu unterdrücken, doch vergeblich. All die Angst, der Schmerz, die Verzweiflung brachen sich nun Bahn. Obwohl der Spruch nun so lustig auch wieder nicht gewesen war, rannen ihr vor Lachen Tränen über die Wangen.

 

Erst nach einer Weile beruhigte sie sich wieder, sank zurück in ihr Kissen und ließ es zu, dass Dunlis ihr mehr der kühlen Flüssigkeit einflößte. Sie trank und lachte mit ihrem Mörder. Na wunderbar.

 

Dabei war sie die Einzige, die trank. Dunlis saß da in seinem weißen Schutzanzug und beobachtete sie beim Sterben.

 

„Warum wollen Sie mich umbringen?“

 

Er blickte sie an. „Von wollen kann keine Rede sein. Sie waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort, oder am richtigen, je nach Perspektive.“

 

„Auf anderen Planeten würde man Sie für so etwas hinrichten. Dort wären Sie es, der sich dann die Exekutionsart aussuchte.“

 

„Wohl wahr. Aber wir beide befinden uns über Maris III. Und hier waren Sie es, die Gesetze gebrochen hat, nicht ich.“

 

Ergab es überhaupt einen Sinn, sich weiter mit ihm zu unterhalten? Nein, sicherlich nicht. Doch die Alternative war, allein hier auf ihren Tod zu warten.

 

„Was ist mit Tierversuchen?!“

 

„Oh! Dass ich darauf nicht gekommen bin!“, antwortete ihr Retter, ihr Arzt, ihr Mörder. „Wissen Sie, in jahrelanger Forschung haben unsere Wissenschaftler herausgefunden, dass Menschen Menschen ähnlicher sind als Kleintiere. Faszinierend, nicht wahr?“

 

Musste er sie auch noch verspotten? Reichte es nicht, wenn er sie qualvoll sterben ließ?

 

„Hören Sie, Fräulein Baring, Sie halten mich für ein Monster. Vielleicht haben Sie sogar recht. Dennoch hoffe ich, sie lebend wiederzusehen.“

 

Dunlis stand von ihrem Bett auf und ließ die Pilotin mit ihren Gedanken zurück. Gedanken, die nicht wussten, in welche Richtung sie driften sollten.

 

 

 

Stadium II – das Fieber

 

Vynla konnte fast zuschauen, wie der Tropf, an dem sie hing, leerer und leerer lief. Um Dunlis jedes Mal zu verfluchen, wenn er ihre Infusion wechselte, fehlte ihr bereits die Kraft. Und obgleich das Kühlaggregat um ihren Körper sie vor Überhitzung bewahrte, fühlte sie sich dennoch, als ob ihr Blut koche und ihre Haut Blasen werfe. Jede der Todesarten des Droiden erschien nun wie das Paradies. Warum ließ Dunlis sie nicht endlich sterben?!

 

Wieso lebte sie überhaupt noch? Waren es nicht nur Kinder, die das Stadium des Fiebers erreichten? Doch es lag schon Jahre zurück, dass sie überhaupt etwas über die Gerischen Pocken gelesen hatte. Wer sie bekam, starb. Was gab es noch mehr zu wissen? Nur die geringe Ansteckungsgefahr hatte etliche Planeten vor ihrer Auslöschung bewahrt.

 

Warum trug ihr Peiniger dann diesen Anzug? Feigling! Oder …

 

Doch Vynlas Verstand war kaum noch fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Ihr Gehirn wurde gerade gekocht.

 

Sehnlich wünschte sie sich nun Dunlis herbei, ihr wieder kühlen Alkohol einzuflößen.

 

Wenn die Hitze in dir wallt, Iluvias Ale macht schnell dich kalt. Nein, selbst für jemanden im Fieberwahn war dieser Reim zu schlecht.

 

Dunlis saß neben ihr, blickte sie an, hielt ihre festgeschnallte Hand. Alles erschien Vynla wie durch einen Nebelschleier, der sich nicht lichten wollte. Träumte sie?

 

Doch dafür war alles zu … trostlos, zu realistisch. Das Kühlaggregat jedoch war verschwunden, ebenso die blauen Pusteln.

 

„Fräulein Baring, Sie sind die Einzige, die es bisher so weit geschafft hat. Herzlichen Glückwunsch. Vielleicht habe ich bei Ihnen genau die richtige Dosierung gefunden.“

 

„Dosierung? Wofür?“

 

„Für das Heilmittel.“ Er deutete auf den Tropf, durch den immer noch klare Flüssigkeit in ihren Arm rann.

 

„Heilmittel?“, fragte Vynla erstaunt.

 

„Natürlich. Meinen Sie, ich untersuche einfach nur den Verlauf der Gerischen Pocken? Über dieses Stadium bin ich schon seit Jahren hi-naus.“

 

Seit Jahren? Wie viele hatten an ihrer statt schon in diesem Bett gelegen? Und wie viele Betten gab es auf dieser Station?

 

„Ich lebe noch, damit ich Sie töten kann!“

 

Ein leises Lachen klang durch den Lautsprecher von Dunlis´ Anzug.

 

„Nein, sicherlich nicht. Das habe ich schon zu oft vernommen, um noch daran zu glauben. Ihre Einstellung spielte ganz am Anfang tatsächlich eine Rolle fürs Überleben, aber nicht mehr nach drei Wochen.“

 

Drei Wochen?! Aber sie war doch gerade erst … Oder täuschte sie sich? Ihr Geist fühlte sich immer noch an wie in einem dichten Nebel, durch den sie nur mühsam hindurchblicken konnte.

 

Aber es spielte keine Rolle. Sie würde ihn töten! Und als Allererstes seine verdammte Hand zerquetschen!

 

Vynla drückte zu, fester und fester. Sie spürte die gigantische Kraft, mit der sie ihre Finger zusammenpresste, so als würde sie diese nie wieder öffnen wollen. Doch Dunlis wand sich mit einer geschickten Drehung einfach heraus.

 

 

 

Stadium III – die Krämpfe

 

Ihr ganzer Körper schien ein einziger Muskel zu sein, der sich unter unbeschreiblichen Schmerzen zusammenzog.

 

„Keine Sorge, es währt nicht lange. Wenn es das Herz erreicht, endet alles. Ich bleibe bei Ihnen. Niemand sollte allein sterben müssen.“

 

Dann sterben Sie doch mit mir zusammen!, wollte Vynla ihn anschreien, doch es formten sich keine Worte mehr.

 

„Andererseits, vielleicht schaffen Sie es ja tatsächlich.“

 

Wenn er jetzt noch sagte: Es sollte auch niemand allein leben müssen, wäre nur dies schon ein weiterer Grund, ihn zu töten – wegen belangloser Platituden!

 

 

 

Es war erstaunlich, wie viel ihre Fesseln aushielten, von ihrem Körper ganz zu schweigen, der sich wieder und wieder zusammenzog.

 

Doch irgendwo in einer Ecke ihres Verstandes schienen sich Logik, Vernunft und Hoffnung verbündet zu haben und sie zu rufen: Es waren nicht erst Augenblicke, die sie hier lag, und die Augen hinter Dunlis´ Helm schienen keinen Moment mehr von ihr zu weichen. Was waren denn das auch für tödliche Krämpfe, während denen sie sich noch Gedanken um ihre Fesseln machen konnte?

 

Immer stärker, immer mutiger rief ihr jenes innere Dreigestirn zu, und immer mehr Teile ihres Geistes lauschten: Die Kontraktionen wurden schwächer. Sie starb nicht!

 

„Wenn ich überlebe, werden Sie mich trotzdem töten, oder? Weil ich Ihr Gesicht kenne, Ihre Arbeit, weil ich Rache geschworen habe.“

 

Ihre Stimme gehorchte wieder. Gut. Weniger gut, dass sie sich gerade selbst um Kopf und Kragen redete.

 

„Oh, Ihre Morddrohungen? Mein heroischer Tod im Dienste der Forschung? Vielleicht wäre es das sogar wert.“ Dunlis lächelte sie an. „Sie haben es tatsächlich geschafft. Wir beide haben es geschafft. Immer habe ich mich gefragt, wie dieser Moment wohl sein würde, und jetzt …“

 

„Und jetzt liegt keiner auf den Knien und preist Ihr Genie?“

 

„Stimmt! Ich wusste doch, dass etwas fehlt!“

 

Hasste sie ihn wirklich? Oder war die Freude, immer noch am Leben zu sein, so groß, dass sie alles andere überstrahlte und ihre bisherigen Empfindungen zum Versiegen brachte?

 

„Fräulein Baring, ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht. Sie werden diese Station verlassen, frei, unbehelligt, lebend. In ein paar Stunden wird Ihr Frachter hier eintreffen, repariert.“

 

Vynla blieb verwundert zurück, als Dunlis einfach die Tür hinter sich schloss. Das war es? Das war der Moment seines großen Triumphes? Das war der Moment, in dem dieser Albtraum für sie endete?

 

Nun, momentan endete erst einmal gar nichts. Sie lag immer noch gefesselt und mit schwachen, schmerzenden Gliedern in einem Bett mitten im Nirgendwo. Und sie war immer noch seiner Gnade ausgeliefert. Doch das Glück schien es offenbar gut mit beiden von ihnen zu meinen.

 

Endlich öffnete sich wieder die Tür des Zimmers. Dunlis trat ein, diesmal ohne Schutzanzug. Sein Blick war ernst geworden.

 

„Fräulein Baring, Ihr Frachter steht bereit. Meine Forschungsergebnisse sind nach Maris III übermittelt. Dank Ihnen wird meine Heimat durch das Serum reich werden. Dank Ihnen werden viele leben. Das ist mir meinen Tod wert. Sie bekommen Ihre Rache.“

 

Seine Stimme klang ruhig und beherrscht. Das konnte er doch nicht wirklich ernst meinen?!

 

Stück für Stück begann er ihre Fesseln zu lösen.

 

„In Ihrem eigenen Interesse würde ich Ihnen zwar dringend raten, sich hier noch einige Tage zu erholen, aber wie gesagt: Ich stehe zu meinem Wort.“

 

Vynla fühlte in ihre Glieder hinein. Konnte sie überhaupt laufen? Geschweige denn ein Raumschiff fliegen? Aber was viel wichtiger war – wollte sie Dunlis tatsächlich immer noch töten, nun, da sie offenbar die Chance dazu bekam? Natürlich hatte er sie benutzt, sie gequält, ihr endloses Leid zugefügt. Aber er hatte sie nie darüber belogen. Außerdem wäre sie ohne ihn längst tot.

 

„Fräulein Baring, bevor Sie gehen, möchte ich Ihnen nur noch eines zeigen.“ Seine Stimme blieb ernst, der boshafte oder vielleicht auch nur gewöhnungsbedürftige Humor schien verschwunden.

 

Mit Dunlis´ Hilfe setzte Vynla sich auf, froh, dass es jemanden gab, auf den sie sich beim Laufen stützen konnte.

 

Wenige Räume weiter glitt ein Schott zur Seite, dahinter ein Zimmer, dessen einziger Inhalt eine Kryostasekammer war.

 

Dunlis führte die Pilotin langsam darauf zu. In der Kammer lag ein kleines Mädchen, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Langes, blondes Haar fiel neben ihren Schultern herab – und ihre gesamte Haut war von dunkelblauen Punkten übersät.

 

„Ein Klischee, nicht wahr? Ein Wissenschaftler tut alles, um das Leben seines Kindes zu retten. Wie in einem schlechten Trivideofilm. Aber wenn es einen selbst betrifft, sieht man es weniger abgeklärt.“

 

Der Arzt strich mit seiner Hand über die gewölbte Glasfläche, unter der seine Tochter ruhte.

 

„Myria war fünf, als es ausbrach, und das ist sie jetzt seit elf Jahren. Die einzige Stelle, an der ich gelogen habe – es gibt keine Ehefrau, schon lange nicht mehr. Sie hat es nicht mehr ertragen, mit mir zusammenzuleben, mit dem, der ihre Tochter nicht gehenlassen konnte, sie in Kälteschlaf versetzte, in der wirren Hoffnung, irgendwann helfen zu können.“

 

Vynla überlegte, was sie wohl selbst getan hätte. Sie hatte sich immer Kinder gewünscht, aber bisher nie den Richtigen dafür gefunden. Doch wenn, wäre sie dann für ihre Kinder nicht bis ans Ende der Galaxis geflogen?

 

„Nun, Fräulein Baring, dies ist das Finale. Und gar kein schlechtes, wie ich finde. Wenn die Tests auf Maris III abgeschlossen sind, und das Serum tatsächlich funktioniert, wird sich mein Bruder um Myria kümmern. Ich habe bereits mit ihm gesprochen. Sie wird es dort gut haben.“

 

Vynla sah, wie der Arzt zu einer kleinen Tasche griff, die ihr bisher entgangen war. Zwei Dinge kamen zum Vorschein.

 

„Hier Ihre Kodekarte mit allen Abflugberechtigungen und einer Generalamnestie des Erzregenten – einschließlich dieser Tat.“

 

Dunlis drückte ihr den zweiten Gegenstand in die Hand, einen Blaster.

 

Die Pilotin kannte das Modell. Nicht für große Entfernungen, aber auf fünfzig Meter präzise und tödlich.

 

Er meinte es tatsächlich ernst. Ja, natürlich hatte sie von Rache gesprochen, natürlich hatte sie ihn gehasst, als sie schmerzverzerrt im Bett lag. Aber jetzt? Vielleicht war es ihre Art, vielleicht war es auch einfach nur die Tatsache, seit Wochen einmal nicht in Lebensgefahr zu schweben, aber die Situation war tatsächlich viel zu klischeehaft, viel zu dramatisch, um sie auch nur ansatzweise ernsthaft enden zu lassen.

 

Die Pilotin nahm den Blaster und drückte ihn Dunlis zwischen die Augen.

 

„Gegenvorschlag: Wir teilen uns die Generalamnestie – und deine rest-lichen Vorräte an Iluvischem Ale. Aber nur unter einer Bedingung: Du nennst mich nie wieder Fräulein Baring!“