Schuhmacher, J.

Der Süchtling

 

Schweißtropfen rannen ihm von der Stirn, ein Gefühl von Taubheit macht sich in ihm breit, es war zum wahnsinnig werden, er braucht den Stoff, koste es was es wolle. Er rappelte sich auf, mit schweren Gliedern kam er langsam in Bewegung, der Druck in seinem Kopf nahm zu, die Tropfen auf seiner Stirn wurden zu Bächen, wie, fragte er sich, wie soll er an das Geld für seinen Stoff kommen. Da sah er sie, eine ältere Frau, ca. 75 bis 80 Jahre alt, dem Anschein nach schon sehr gebrechlich, in der rechten Hand hielt sie ihre Handtasche und war seiner Ansicht nach in ihren Bewegungen und Schritten noch langsamer wie er es war. In diesem Augenblick wusste er, das war sein Opfer, so oder so, eine solche Gelegenheit würde sich heute für ihn nicht wieder ergeben, er musste die alte Dame niederschlagen um an Geld für seinen Stoff zu gelangen. Auf dem Gehweg vor ihm wurde neu gepflastert, mit über großer Anstrengung bückte er sich und mit noch größerer Kraftanstrengung griff er sich einen losen Pflasterstein und hob ihn hoch. Nun konnte er seinen Plan in die Tat umsetzen. Die alte Dame hatte jetzt noch einen Vorsprung von ca. 3 Metern, aber er holte auf, er schaute sich um, kein Mensch weit und breit zu dieser Zeit in dieser Gegend grenzte das schon an ein Wunder.

 

Jetzt war es soweit, er umklammerte den Pflasterstein in seiner rechten Hand und hob mit der letzten Anstrengung den rechten Arm um ihn dann mit aller ihm noch zu Verfügung stehender Kraft auf den Hinterkopf der alten Dame hinabsausen zu lassen. Die alte Dame sackte wie vom Blitz getroffen zu Boden, auch er konnte sich ausgelaugt wie er nun war nicht mehr auf den Beinen halten und fiel auf die alte Dame, deren toten Augen ihn voller Entsetzen anstarrten. Das Blut der alten Dame breitete sich rasend schnell unter ihnen aus, er konnte keinen klaren Gedanken fassen, in seinem Kopf hämmerte es wie wild, wo war die Handtasche der alten Dame, sein ganzer Körper war nun in Schweiß gebadet, mit letzter Kraft rollte er sich von der alten Dame und sah die Handtasche unter ihr liegen. Er griff nach der Handtasche und riss sie unter der toten alten Dame hervor, das Pochen in seinem Kopf war jetzt unerträglich, er öffnete die Handtasche und kippte den Inhalt auf den noch warmen Körper der Toten. Taschentuch, Erfrischungstücher, Rosenkranz, einige Lutschpastillen, Gebetbuch und Geldbörse verteilten sich auf dem leblosen Körper. Mit zitternden Fingern griff er die Geldbörse, das öffnen der Börse viel ihm schwer. Zweimal entglitt sie seinen Fingern, dann endlich war sie offen, doch was war das? das Fach für die Scheine war leer und das wenige Hartgeld, das war auf einen Blick zu sehen, war nicht mehr wie höchstens fünf Euro, Das konnte nicht sein, sein Puls raste wie verrückt, vor seinen Augen begannen schwarze Punkte hin und her zu fliegen. Er hatte plötzlich das Gefühl in ein riesengroßes schwarzes Loch zu fallen. Sein Gefühl täuschte ihn nicht Kurz bevor er das Bewusstsein ganz verlor, hörte er in weiter ferne Tatü –Tata, aber das interessierte ihn schon nicht mehr.