Nölter, Horst-Dieter

Putzi und Eika

 

Mich, Putzi, kennt ihr ja schon. Der Junge der Familie wollte einen großen Hund haben. Herrchen fuhr mit ihm irgendwo hin. Nach vielen Stunden brachte sei einen kleinen, schwarzen Hund mit nach Hause. Der war noch kleiner als ich, aber dafür noch ein Welpe. Wie ich hörte ist es ein Mischling zwischen Rotweiler und Schäferhund.

 

Wenn ich jetzt auf ihn aufpasse, kann er mich später vielleicht beschützen. Hauptsache wir vertragen uns.

 

Mich so früh von meiner Mama und Geschwistern zu trennen ist unfair. Jetzt sitz ich im Auto und mir ist ganz schlecht. Schon muss ich erbrechen und der Mann hielt mit dem Auto an. Sie trugen mich raus und säuberten den Wagen.

 

Nach einigen Streicheleinheiten schafften sie mich wieder, im Körbchen sitzend, ins Auto. Sie meinten es wohl gut mit mir und so beruhigte ich mich.

 

Im Zielort angekommen, wartete schon der Rest der Familie. Klein, wie ich noch war, behätschelte man mich noch. Doch ich wuchs schnell heran und hatte mit Putzi einen Freund gefunden. Ich bin eine Hündin und man nennt mich Eika. Mein Herrchen unternahm mit mir ausgiebige Wanderungen. Auf eingeübte Befehle reagierte ich nur hin und wieder, sobald ich ein Tier sah, gingen sie mit mir durch. Erfolglos hinter Rehen zu laufen brachte mich zumindest in Trab. Herrchen musste schon sehr lange, bis zur Rückkehr, auf mich warten. Dann folgte natürlich der Leinenzwang. Ich war auch ausgepowert und ein gemütlicher Gang nach Hause kam mir gerade recht. Ich bekam eine eigene Hütte und war öfters an einer Kette angebunden. Später kam ich in einen Zwinger. Mein Herrchen ließ mich auch täglich auf dem Grundstück frei laufen. Das nutzte ich hin und wieder zum Ausbrechen aus. Ein Terrier, auf einem anderen Grundstück, wollte mein Freund sein. Mir gefiel er auch und so wollte ich ihn besuchen. Die Eigentümer aber vertrieben mich und so kehrte ich langsam wieder zurück. Der Zaun war keine Hürde für mich.

 

Am nächsten Tag erhielt ich Besuch vom Terrier. Er zwängte sich durchs Zwingergitter und wollte mich lieb haben. Herrchen stand schon mit einem Knüppel bereit und vertrieb ihn. Doch was eine richtige Hundeliebe ist, lässt sich von keinem abschrecken. Dieses Spielchen wiederholte sich zigmal, teils ungestört, teils mit vertreiben. Herrchen nahm mich wieder auf eine Wanderung mit. Den Waldrand erreicht, traten plötzlich drei Wildschweine, aus dem Wald kommend, vor uns auf. Ein Eber und zwei Bachen. Ich, an der Leine führend, stellte mich auf die Hinterbeine und löste bei den Wildschweinen die sofortige Flucht aus. Haarscharf an uns vorbei liefen sie in Richtung freies Feld davon. Ich wollte hinterher, doch mit einem Ruck hielt mich die Leine zurück.

 

Bei einem anderen Ausflug flüchtete ein Wildschwein, aus der Böschung auftauchend. Ich war frei und lief, so schnell ich konnte, hinterher. Hätte nicht gedacht, dass so ein Schwein flinker ist als ich. Diese Chancenlosigkeit wurmte mich sehr. Mit hängendem Kopf kehrte ich zu Herrchen zurück. Der, wie er sagte, sucht für die Gemeinde einen großen Findling. In einem kleineren Waldstück schien ihm sowas aufzufallen. Nach weiterer Näherung entpuppte sich das Wildscheinrotte auf einem Hügel stehend. Schnell zogen wir uns zurück und machten uns nach Hause.

 

Mein Freund Putzi wurde sehr krank. Der kam, in letzter Zeit, kaum noch aus seiner Hütte. Kurze Zeit später war er nicht mehr da. Die Trauer wurde durch ein Frettchen abgeschwächt.

 

Ein lustiges Kerlchen, war überhaupt nicht scheu, weder zu den Menschen, noch zu den Tieren. Herrchen saß auf der Außentreppe und spielte mit dem Frettchen. Das schlüpfte unter Herrchens Pullover und zeigte sich mit dem Kopf aus dem Kragen, sowie abwechselnd aus dem linken und rechten Ärmel. Herrchen lachte dazu. Ich wollte es auch mal mit dem Frettchen versuchen. Wir spielten um einen großen Kirschbaum greif. Dabei sprang das Frettchen auf meinen Rücken und spielte einige Runden den Reiter. Nach einer kleinen Verschnaufpause fasste ich ihn vorsichtig ins Genickfell und trug ihn so ein ganzes Stück zum Erstaunen der Familie.

 

So hatte ich wieder einen neuen Freund. Eines Tages hörte ich fürchterlichen Lärm. Das Frettchen hüpfte auf Leichtmetallplatten und hatte mächtigen Spaß daran. Je lauter je besser. Die Freude mit dem Frettchen war leider nicht von langer Dauer. Bestimmt ist er anderen Leuten hinterhergelaufen und blieb für immer verschwunden.

 

So ganz alleine, habe ich mich dann unerlaubt auf den Weg gemacht. Habe mich sozusagen als „Streuner“, man kann auch sagen als Vagabund, entwickelt. Eine gute Woche lang hielt ich das aus. In dem Dorf war gerade eine umfangreiche Bautätigkeit im Gange. Auf manchen Baustellen konnte ich mich über gute Frühstückspakete hermachen. Einmal hätte ich beinahe eine Forke im Rücken gehabt. Ich musste mir ein neues Revier beschaffen. Die meisten Leute machten einen Bogen um mich. Ich gönne mir eine kleine Pause und lehnte an einem weißen Zaun. Irgendwie war es Zeit wieder nach Hause zu finden. So richtig erfreut war man mit meiner Erscheinung nicht.

 

Der sieht ja aus wie ein Zebra ertönte es aus Herrchens Mund. Das war mir gar nicht aufgefallen. Der Zaun war wohl frisch gestrichen. Die Farbe habe ich noch eine ganze Zeit mit mir rumgetragen.