Friedrich, Andreas

Über Pariser Dächern

Die Reiseleiterin Emilie springt aus dem Bus. Küsschen links. Küsschen rechts.

„Ach du Sch… Mein Typ. Kenne ich irgendwo her ...“, grübelt Arne.

Nach endlos langer Fahrt erreichen sie das Hotel in einem Pariser Vorort. Während des Abendessens schwebt die Frage im Raum: „Teilen wir uns eine Karaffe Wein?“ Ergebnis: „Tolle Idee.“

Die Karaffe wandert von einer Ecke des Restaurants in die andere – von Emilie zu Arne und umgekehrt.

 

Als der örtliche Reiseführer zur Stadtrundfahrt durch die französische Metropole heute Morgen zusteigt, schwingt sich Emilie auf den Sitz neben Arne. Gemeinsam schießen beide Fotos und scherzen.

Nach dem Besuch der Basilika „Sacre Coeur“ auf der Spitze des „Montmarte“ möchte Arne in einem Café die Seele baumeln lassen. Am Eingang erscheint das Schicksal in Gestalt von Emilie. Sie bestellt zwei heiße Schokoladen. Die Kellnerin bringt Emilie eine Schokolade und Arne ein kleines Bier.

Erstaunt möchte Arne von Emilie wissen: „Haben Sie das so bestellt?“

Sie entgegnet entrüstet: „Natürlich nicht. Zwei Schokoladen.“

Doch ohne eigenes Französisch versteht Arne eh nur Bahnhof.

 

Am heutigen letzten Tag im alten Jahr bewundert man in Maincy das Schloss „Vaux-Le-Vicomte“ eine Autostunde vor Paris, welches als Vorbild für Versailles Ludwig des XIV. diente. Dort dreht sich ein Kinderkarussell mit Pferden. Zum Jungen gewandelt „reitet“ Arne auf einem schwarzen Rappen. Später erzählt er Emilie von diesem Vergnügen.

Erwidert sie: „Oh ja. Das hätte ich auch gern mitgemacht.“

Wenn Erwachsene zu Kindern werden …

Mit einer Lichterfahrt durch Paris beginnt die Abschiedszeremonie für dieses Jahr. Arne fiebert „silvesterfein“ auf seinem Platz dieser entgegen. Als Emilie neben ihm auftaucht, entfährt ihren Lippen ein anerkennendes „Olala!“

Arne revanchiert sich mit einem Küsschen.

Punkt 18.00 Uhr prosten sich Arne und Emilie vor dem hell erleuchteten Eiffelturm mit einem Glas Champagner zu. Die Gläser klirren leicht.

Sie: „Oh, in Frankreich deutet man das ja nur an.“

Küsschen. Küsschen.

„Ich heiße Arne.“

„Ich bin die Emilie.“

Das förmliche „Sie“ entschwindet Vertrautheit.

 

Am Neujahrsmorgen schippert das Boot auf der Saine entlang vorbei an all den Pariser Prachtbauten … Emilie sitzt wie selbstverständlich neben Arne. Zumindest ihre Tasche, wenn sie zur Fototour unterwegs ist.

„Na hat dir Quasimodo von der „Notre Dame“ zugewinkt?“, flirtet Arne.

„Zugezwinkert“, lächelt Emilie zurück.

In stürmischer Höhe von über zweihundert Metern auf der Panoramaplattform des „Montparnasse“ schauen Arne und Emilie auf das hell erleuchtete nächtliche Paris.

„Grand Moment!“, denkt Arne: „Über Pariser Dächern mit einem Mädchen namens Emilie.“

Der blinkende Eiffelturm winkt aufmunternd mit seinem Laserstrahl.

Frankreich! Frankreich!

Gegen Mitternacht donnert die Metro vom „Place de la Nation“ in Richtung Montreuil.

Fühlt sich Arne erstmals ohne eigene Kenntnisse in einem anderen Land ein wenig sprach- und hilflos. Froh, „seine Französin“ als Begleiterin zu spüren …