Friedrich, Andreas

Traum eines Poeten

Vor langer Zeit stahl ein Wesen meine Gedanken.

Wann genau? Irgendwann – Erinnerung ausgelöscht. Beweisen lässt sich die ahnungsschwere Vermutung nicht. Flattern durch die Gegend. Gehen ihre eigenen Wege. Zu spüren nur durch ein Grummeln in der Magengegend.

Und doch möchten sie, dass ein Teil von ihnen bleibt.

Aufgeschrieben. Eingehüllt in wohlklingende Formulierungen.

Lassen sich jedoch nicht fangen. Erst recht nicht von mir! Lachen mich aus. Schneiden mir Grimassen. Bohren einzig die Dornen dunkelroter Rosen der Liebe ins Herz. Mit jedem Stich werden sie schmerzhafter.

Wie nur anstellen? Wie? Kenne ich ihren Fortgang? Nistet er in der Fantasie und in den Träumen? Lassen sich die Worte wirklich erneut hervorzaubern?

Pulsierendes Erleben. Wirklichkeit. Tagträumerei. Leben auch nach dem Nichts. Was weiß ich? Wer weiß das schon! Gelingt es, so wie ein Maler die Farben die Worte sprudeln zu lassen voller Fröhlichkeit und Kraft. Vor langer Zeit gedacht, es zu meistern.

Millimeter um Millimeter lugen die Ideen hinter dem Mauervorsprung hervor.

Flirten – als wollten sie sagen: „Du schaffst es. Du hast es schon einmal geschafft. Erinnere dich. Vor allem an das was du nicht aufgeschrieben hast. Was jedoch tief in deinem Herzen verankert ist und herumspukt.

Worte besitzen unendlich viel Kraft. Auch wenn die der Menschen schon lange dem Geist der Zeit geschuldet verschwand.

Tauche ab in die Fantasie. Locke, presse, umschmeichle sie. Lass Dich bezirzen und umgarnen. Zelebriere sie auf das Pergament. Schmücke sie aus mit der Wortgewaltigkeit deiner Ideen, Erfahrungen und Gedanken. Lass es erneut dein Script werden. Schreibe es nach deinem Willen fort. Gestalte die Welt nach Deinem Bild neu in schillernden bunten Farben.

Die Zeit des Lebens überdauert die Ausformung im aufgeschriebenen Wort durch eigenes unermüdliches Durchstreifen der unendlichen Welt der Fantasie.