Friedrich, Andreas

Tatütata

Auf einem abgelegenen Stellplatz der Feuerwache fristet ein in die Jahre gekommenes Einsatzfahrzeug sein Dasein. Sein Rot verlor den Glanz früherer Tage. Seine blauen Lichter auf dem Dach blinken schon lange nicht mehr durch die Nacht. Das Signalhorn bleibt stumm. Mit Wehmut träumt es von all den Begebenheiten, bei denen sich die Feuerwehrmänner auf seine Technik verlassen durften. Ein paar Tränen kullern über seine stumpf gewordenen Scheinwerfer.

Losrollen darf es nur, wenn zu besonderen Anlässen Geschichte erneut lebendig wird.

Achtlos stürmen die Trupps an ihm vorbei. Mitleidig belächeln es die modernen mit High Tech ausgestatteten Autos. Einzig deren Lichter gehen an, wenn es heißt: „Retten, Löschen, Bergen.“

Mit lautem „TatüTaTa!“ brausen die roten Helfer dann davon. Stehen abends in der dunklen Halle. Erzählen sich phantasievoll von dem Erlebten …

So lösen ruhige Momente Zeiten arbeitssamer Kurzweiligkeit ab.

 

An einem kalten Novembernachmittag erfüllt die Halle gähnende Leere. Alle Fahrzeuge arbeiten im Einsatz.

Einzig das alte Fahrzeug steht unbeachtet nutzlos herum.

Plötzlich werden seine Türen aufgerissen. Die Männer und Frauen sitzen auf.

Der Maschinist lässt den Motor aufheulen. Das Blaulicht leuchtet. Das Martinshorn ertönt.

Freudig erschrocken und gewissenhaft verrichtet es seinen Dienst.

Es meldet sich die Stimme des Gruppenführers: „Leitstelle bitte kommen!“

„ …“

„ Sind mit Fahrzeug unterwegs zum Badesee zur Personenrettung. Ende.“

 

Nach kurzer Fahrt ist der See erreicht. Ein Mädchen und ein Junge brachen beim Spielen auf dünn gefrorenem Eis ein.

Rudern wild mit den Armen. Schreien schon mehr krächzend um Hilfe.

Sachlich erteilt der Gruppenführer seine Anweisungen. Mit geübten Handgriffen entfalten die Feuerwehrleute ihre Maßnahmen.

Schon steht das Mädchen bibbernd vor Kälte in wärmende Wolldecken eingehüllt am Ufer. Trinkt heißen Tee.

Jetzt ziehen die Retter auch den Jungen an Land. Gerade noch rechtzeitig entreißen sie ihn den eisigen Fluten.

 

Den „Oldie“ empfängt ein anerkennendes Hupkonzert der anderen Feuerwehrfahrzeuge.

Mit stolz geschwellter Motorhaube und strahlenden Scheinwerfern fährt er auf seinen Platz. Nun gehört er wieder oder immer noch dazu.

 

Die Moral von der Geschichte:

Selbst ohne High Tech vollbringen in die Jahre gekommene alte „Besen“ in besonderen Momenten außergewöhnliche Leistungen.