Friedrich, Andreas

Rendezvous mit der Ewigkeit

Bereits früh am Morgen beginnt die Reise in die Hautstadt des Freistaates Sachsen nach Dresden. Nicht mehr hoch zu Ross oder mit der Reisekutsche wie zu Zeiten des alten Geheimrates Goethe. Von alters her hochherrschaftlicher Sitz sächsischer Kurfürsten und polnischer Könige, Schauplatz so mancher Schlachten. Doch vor allem hallen die Klänge rauschender Ballnächte durch die Gassen und Gemäuer, schauen die Herrscher auf ihren Streitrössern erhaben am Fürstenzug.

Wenige Minuten entfernt befindet sich die Galerie der alten Meister. Kunstgenuss pur präsentiert im Ambiente des Zwingers.

Verabredet mit einer ewig jung gebliebenen Anmut und Schönheit. Vor ihr reißen sich schon seit Generationen Kerle die Hüte und Mützen vom Kopf und werfen sich in den Staub.

„Die Sixtinische Madonna“ von Raffaello Santi.

Nach genussvollem Schlendern und Betrachten von wunderschönen Gemälden stehe ich „Ihr“ zu Füßen, bewundere ich mit gewaltigem Erstaunen das Bildnis. Gewaltiger und aussagekräftiger als es je eine Beschreibung zu leisten vermag.

Überrascht und zugleich entzückt bemerke ich: Egal an welcher Stelle des Raume ich mich befinde. Die Madonna verfolgt mich mit ihren Augen, schaut voller Liebe und Güte zu mir herüber. Hält ihr Kind fürsorglich in der rechten Armbeuge.

Die Erinnerung summt ein Musikstück der Dresdner Rock-Gruppe „Elektra“ aus dem Jahr 1980. Eine Textzeile bleibt haften: „Frau, Frau – herrliche Frau! Himmel und Erde in eins.“

Mir werden die Knie weich und die Augen feucht. Ja. Vor dieser, „unserer“ Frau kann ich nur in die Knie gehen. So wie linker Hand Papst Julius II. Oder sich beschämt abwenden, wie die zur Rechten knieende Heilige Barbara. Mit fröhlichen Augen betrachten die beiden kleinen Engel im Vordergrund von der himmlischen Brüstung aus dieses Sinnbild unseres Lebens, nicht unbedingt vor ihrer menschlichen Größe zittern. Aber leidenschaftlich den Hut ziehen …

Irgendwann. Nach endloser Zeit sage ich mit Wehmut und Dankbarkeit „Adieu“ zu meinem „Rendevouz mit der Ewigkeit“.

Die Sonne blinzelt in das Zimmer. Alles nur geträumt …?