Ehrig, Katalin

Prinzessin Vanillepudding

Einmal, vor vielen, vielen Jahren lebte eine wunderschöne Prin-zessin. Sie hatte einen ganz besonderen Namen. Sie hieß Prinzessin Vanillepudding.

Als Baby ist sie einmal aus Versehen in einen großen Topf voll frischem Vanillepudding gefallen. Ihre Nase nahm den wundervollen Geruch von frischer Vanille auf. Seitdem ißt sie nur noch Vanillepudding. Es fängt mit dem Frühstück an.

Da gibt es frische Vanillehörnchen mit Quark gefüllt.

Zum Mittagessen wünscht sie sich oft Kirsch-Vanille-Auflauf und zum Abendessen verschlingt sie oft viele Eierkuchen mit Vanillecreme. Und zum Trinken gibt es natürlich Vanillemilch. Alles war bei ihr also aus Vanille.

Sie hatte langes, helles, glänzendes Haar, welches wie Vanille aussah und auch so roch. Ihr ganzes Zimmer war in Vanillefarbe gestrichen. Sie hatte ein vanillefarbenes Bett, was wie ein großer Vanillepudding aussah. Und sie hatte natürlich auch einen kleinen süßen Kater, der ein helles Fell hatte und sie nannte ihn Va-nillewölkchen. Auf ihrem I-Phone hatte sie sage und schreibe über 1500 Rezepte mit Vanille gespeichert und dazu viele, viele leckere Fotos. Vanillekuchen, Vanilleplätzchen, Vanilleschokolade ... man könnte gar nicht fertig werden mit aufzählen.

Und natürlich, wie könnte es anders sein, ist ihre Lieblings-musikband „Milli Vanilli”. So lebte sie jeden Tag glücklich in ihrer Vanillewelt.

Die Prinzessin wurde immer größer und älter, ihr Haar wurde immer länger und dank des neuen Vanilleshampoos roch es auch immer gut. Es verging kein Tag, an dem sie nicht mindestens drei Vanillepudding gegessen hatte und sich mindestens zwei neue Rezepte auf ihrem I-Phone, was natürlich auch vanillefarben war, gespeichert hatte. An ihrem 16. Geburtstag aber rief der König, welcher ihr Vater war, sie zu sich und er sprach: „Mein liebes Vanilletöchterchen, nun wirst du 16 Jahre alt und es wird Zeit, für dich einen Prinzen zu finden. Ich bin schon alt und kann nicht mehr lange für dich sorgen. Wir werden also jetzt einen Prinzen für dich suchen.” So ließ der Vater von Prinzessin Vanillepudding einige Fotos machen und stellte diese mit folgendem Text auf die Youtube-Internetseite: „Ich, der König vom Puddingland, möchte gern meine Tochter verheiraten lassen. Sie ist wunderschön, leider etwas dick und liebt über alles Vanillepudding. Jeder der sich meldet, muss einen Vanillepudding kochen. Wer den besten Pudding kocht, bekommt die Prinzessin.”

Es vergingen noch nicht mal zwei Stunden, da hatte das Inserat schon 1000 Freunde und über 5000 Klicks. Der Vater war sehr überrascht und lud fünf Prinzen zu sich aufs Schloss ein.  Der erste Prinz hieß Prinz Kümmelstange. Der zweite Prinz hieß Prinz Schinkenwürfel. Der dritte Prinz hieß Prinz Sonnenöl. Der vierte Prinz hieß Prinz Bratwürstchen. Der fünfte Prinz hatte keinen besonderen Namen oder er wollte ihn nicht sagen. Aber der König hatte ihn trotzdem eingeladen, da er sich bei ihm mit einem lustigen Spruch gemeldet hatte und der König einfach nicht mehr aufhören konnte zu lachen. Er schrieb: „Warum macht eine Blondine ihren Vanillepudding immer schon im Su-permarkt auf? Weil drauf steht „hier öffnen“!

Als alle fünf Prinzen im Schloss eingetroffen waren, werden sie in die große Schlossküche geführt. Dort riecht es natürlich überall nach Vanille, was Prinz Kümmelstange eher widerlich findet. Auch Prinz Bratwürstchen rümpft die Nase und vor allem hat er noch nie einen Vanillepudding zubereitet. Hätte er wenigstens sein I-Pad dabei, könnte er schnell bei google nachsehen, aber sicher gibt es hier in diesem alten Haus sowieso kein offenes Wlan. Der König stellte sich mit einer großen Puddingglocke hin und gab mit dem Spruch: „Auf die Plätze Pudding los!” das Startzeichen zum kochen.

Nun hatte jeder der fünf Prinzen eine halbe Stunde Zeit einen perfekten Vanillepudding zuzubereiten. Alle fingen eifrig an, sich an die Töpfe zu machen.

Prinz Kümmelstange nahm einen Topf mit Wasser, kochte diesen auf und schüttete das Vanillepulver hinein. Nach dem Aufkochen verschönerte er seinen Pudding noch mit einer Portion frischem Kümmel und war sehr stolz auf seinen gelungenen Pudding.

Der zweite Prinz, Prinz Schinkenwürfel, hatte überhaupt keine Ahnung, wie er vorgehen sollte. Sein Leben bestand nur aus leckeren, knusprigen Schinkenwürfeln und nicht aus dem süßen Puddingzeug. Aber er wollte doch auch so gern die Prinzessin bekommen. So rührte er das Vanillepulver in kalter Milch an und gab noch zehn Löffel Zucker dazu. Immerhin war es jetzt sehr süß, was der Prinzessin bestimmt gefallen würde.

Der dritte Prinz, Prinz Sonnenöl, war von seinem Kochtalent überzeugt. Er formte aus dem Vanillepulver und etwas Milch eine halbrunde Kugel, die wie ein kleiner Vanilleberg aussah. Damit der auch richtig knusprig wird, bratete er ihn in frischem Son-nenblumöl an.

Der vierte Prinz, Prinz Bratwürstchen, hatte noch nie so was gekocht und hatte überhaupt keine Ahnung. Eigentlich fertigte er aus rohem Fleisch und Kräutern frische Bratwürstchen, die er dann überall im Land verkaufte und damit viel Geld verdiente. Aber von Puddingkochen hatte er keine Ahnung. Er nahm daher die Haut eines Bratwürstchens und stopfte da das Vanillepulver rein. Immerhin würde es so sehr schön aussehen und das ist ja auch was.

Der fünfte Prinz war sehr geschickt. Mit gekonnter Hand kochte er die Milch auf, rührte kristallklaren Zucker hinein und kochte alles mit dem Vanillepulver zu einem leckeren Pudding zusammen. Oben legte er noch etwas Rundes drauf, wo niemand wusste, was es sein sollte. Alle rätselten, aber er verriet sein Geheimnis nicht.

Am Abend kam nun die Stunde derWahrheit. Das ganze Schloss wurde zusammen gerufen und auf einer langen Tafel wurden die fünf Puddinggerichte aufgebaut. Alle schauten die Teller an und wunderten sich über die verschiedenen Zubereitungen. Auch der König sah sehr verwundert aus.

Prinzessin Vanillepudding schwebte mit ihren langen Haaren und dem hellen Kleid in den Schloss-Saal. Man band ihr die Augen zu und führte sie an die lange Tafel. Nun fingen die Diener an, ihr jeden einzelnen Pudding zu präsentieren.

Schon nach dem zweiten Pudding war der Prinzessin kotzübel. Und schon vorher hatte sie sich beim ersten Pudding an einem Kümmelkorn verschluckt. Den dritten Pudding konnte sie erst gar nicht probieren, da der Geruch von gebratenem Öl ihr in die Nase stieg und sie einen heftigen Niesanfall bekam. Nachdem sie sich davon wieder erholt hatte, brachte man ihr den vierten Pudding, der aussah wie eine Bratwurst. Das war der Prinzessin dann zu viel, man konnte sie nur mit Müh und Not beruhigen.

Da ihr jetzt schon alles egal war, bat sie, dass man ihr nun noch den letzten Pudding bringen sollte, aber sie ahnte was Gutes.

Ein lieblicher Vanilleduft erreichte ihre Nase und sie nahm einen großen Löffel von dem Pudding. Himmlich lecker und genau perfekt war der Pudding gelungen. Oben drauf lag etwas rundes, was sie nicht deuten konnte. Es war ein Keks mit Schokolade gefüllt, der genau zum Geschmack des Puddings passte.

Prinzessin Vanillepudding nahm den Keks in den Mund und war von dem tollen Geschmack wie betäubt. „Das ist er”, rief sie. „Das ist mein Prinz, den werde ich heiraten.”

Alle klatschen und der fünfte Prinz trat hervor.

Die Prinzessin nahm ihre Augenbinde ab und sah ihren Prinzen vor sich. Und er sagte zu ihr: „Hallo, ich bin Prinz Prinzenrolle” und sie küssten sich leidenschaftlich. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann küssen sie sich bestimmt noch heute und haben mittlerweile bestimmt 100 viele kleine Prinzen ...